UNSER Hospizhund

Unser Vorhaben, einen "Hospizhund" aufzunehmen, scheint äußerst ungewöhnlich, ja geradezu unglaublich zu sein.
Jedenfalls sehe ich mich ständig in der Situation, uns und diese Absicht erklären zu müssen. Deshalb habe ich beschlossen, es ein für allemal zusammen zu fassen, dann kann jeder es lesen, den es interessiert. :-)

Wir haben vor kurzem den Schritt gewagt, noch einmal neu zu bauen. Die Zielsetzung war zum einen, arbeiten und wohnen unter ein Dach zu bringen, zum zweiten, alles Notwendige angesichts meines progressiven Rheumas pflegeleicht und ebenerdig anzulegen.

Das hat u.a. zur Folge, dass unser Garten, der ca. 1500 qm umfasst, pflegeleicht und hundegerecht aus Wiese mit umgebenden Büschen besteht. D.h. derzeit hoffen wir noch, dass aus den im Herbst 2010 gesetzten Striepsen einmal stattliche Büsche werden.

Der Garten ist mit ca. 1,50 m hohem Maschendraht fest eingezäunt, die Unterkante ist gegen Untergraben unter Niveau gelegt.

Da uns seit mehr als drei Jahrzehnten Hunde begleiten, wir seit Februar 1985 Lakeland Terrier züchten, ist unser ebenerdiges Haus mit Fußbodenheizung versehen und bis auf die Schlafräume gefliest.
Denn unsere Hunde dürfen sich dreckig machen und haben normalerweise jederzeit freien Zugang zwischen Haus und Garten. Sie dürfen überall dabei sein und schlafen im Schlafzimmer, allerdings jeder in seinem eigenen gemütlichen Bett. ;-)

Unserer selbstständigen Berufstätigkeit gehen wir überwiegend in diesem Hause nach, welches NOCH zu vier Seiten keine Nachbarn hat. Im Norden des Grundstücks wird es aber bald einen - hoffentlich netten - Nachbarn geben. Die übrigen drei Seiten bleiben jedoch dauerhaft frei und grün.

Wir sind sehr dankbar, diese großzügige Anlage haben zu dürfen und möchten deshalb von dem Platz, von unserer Zeit und letztlich auch von unserem Herz etwas abgeben. Nämlich an jemanden, an einen Hund, der es megadringend benötigt.

Da unsere beiden revierbewussten und wenig sozialen Lakeland Terrier - ein intaktes Paar von derzeit 10 und fast 8 Jahren - unser Leben teilen, müssen auch sie in diese Überlegungen einbezogen werden.

Unsere räumlichen und zeitlichen Bedingungen wären ideal für einen seehr alten oder kranken oder gehbehinderten Hund. Durch mein Rheuma sind Spaziergänge kaum möglich, so dass der Neuzugang mit den 1500 Wiesenquadratmetern hinreichen sollte.
Ebenerdigkeit, Fußbodenheizung und der Bullerofen sind gewiss auch für einen arthritischen Hunde-Senior angenehm.

Damit unsere Lakies begreifen, dass der Neuzugang KEINE Beute ist, muss er unbedingt deutlich größer sein als "klein". Um weiteren Konflikten durch Konkurrenzdenken vorzubeugen, wäre es gut, wenn er oder sie kastriert wäre.
Gebrechlichkeit, Alter oder Krankheit wären hingegen überhaupt kein Hindernis. Mein Beruf (MTA) und meine langjährige Hunde- und Zuchterfahrung machen medizinische Versorgung incl. KG o.ä. problemlos möglich.

Unser Anliegen ist es, einem Hund, der z.B. so alt, so hässlich, so krank ist, dass er keine Chance auf Vermittlung hat, und bei dem absehbar ist, dass er evtl. auf seinen 3 x 4 m Betonzwinger im Tierheim jämmerlich und einsam sterben würde, eine schöne und liebevolle letzte Zeit zu geben. Gut versorgt und rundherum geborgen.

Bei uns ist für viele Lebewesen Platz. Wenngleich wir Mäuse im Wohnmobil und die verirrte Spitzmaus im Büro nicht dulden, so darf sich doch Ratti aus dem Kompost bedienen, und Meise und Eichelhäher kriegen passende "Winterspeisung".

Als unser erster ins Auge gefasster Hospizhund megaschnell woanders ein tolles Heim gefunden hatte, bezog der wegen Bissigkeit unvermittelbare Zwerghamster Rambo bei uns Quartier.


"Morphi" begegnete mir im Fernsehen, als ich leider mit Hühnerpest und fümssich Fieber im Bett lag. Er schien zu uns zu passen wie A... auf Eimer:

Rauhaar-Galgo-Español-Rüde, geschätzte 5 bis 7 Jahre alt, schwarz, kastriert, geimpft und gechipt, auf Mittelmeerkrankheiten negativ getestet und in Düsseldorf auf einer Pflegestelle untergebracht. Morpheus hat ein ganz besonders trauriges Schicksal: Man fand ihn schwer verletzt auf der Straße und vermutet, dass er angefahren wurde. Sein Hüftgelenk ist zertrümmert und musste mehrfach operiert werden. Er ist in seinem Bewegungsablauf sehr eingeschränkt und sollte nur fünf- bis zehnminütige Spaziergänge unternehmen. Morpheus benötigt Physiotherapie und Schmerzmittel. Er sollte unbedingt ebenerdig und mit direktem Zugang zum Garten wohnen. Auch weitere im neuen Zuhause lebende Hunde wären schön, denn Morpheus ist sehr sozial und gesellig. Vor allem liebt er seine Menschen und genießt es, viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Er findet es toll, gestreichelt und liebkost zu werden. Morpheus ist unglaublich dankbar und treu. Er zeigt es mit seiner großen Lebensfreude und seinem sanftmütigen Wesen. Zum Dank werden seine Menschen mit seinem strahlenden "Lächeln" begrüßt.

Als ich wieder "normal temperiert" und denkfähig war, hatte er bereits ein tolles neues Heim gefunden. Für ihn fabelhaft, aber mir begegnet sein Gesicht noch zwei Monate später gelegentlich im Traum...


Eine weitere ganz arme Socke, die hätte zu uns passen können, war Viktor. Im Tierheim Ahaus fristete er ein offenbar trauriges Dasein:

Der arme alte Viktor wurde in Reken gefunden. Der Mischlingsrüde aus Berner Sennen und Schäferhund sucht einen Platz, wo er einfach Hund sein darf, und wo man nicht mehr so viel von ihm fordert. Er schläft gerne viel und ausgiebig und mag andere Hunde. Viktor sucht einen Platz, sehr schön wäre ein Garten, wo er einfach ein bisschen mit "schloffen" darf . Kleine Kinder und viele Stufen wären nicht ideal. Er ist sehr unkompliziert und ruhig. Viktor ist schon zufrieden wenn er ein weiches Körbchen, Zuwendung und Ruhe hat. Er ist mit Artgenossen verträglich und einfach nur eine Schmusebacke. Er wäre ideal für Leute die ihn einfach noch etwas mitlaufen lassen. Er ist kein Hund mehr für lange Spaziergänge aber kurze Runden geht er gerne mit. Viktor ist circa 1999 geboren.

Nur wenige Tage, nachdem wir von Viktor erfahren hatten, ging er über die Regenbogenbrücke, noch ehe wir ihn kennenlernen konnen. Jetzt geht es ihm sicher besser.


Ich bin gewiss, dass der Hund, der uns am meisten braucht, eines Tages zu uns finden wird.

Noch ein ernstes letztes Wort:
Bei allem Verständnis für die chronische Geldnot von Tierheimen, Tierschutzvereinen und Vermittlungsstellen, - - wir bezahlen kein Geld für die Übernahme eines Hospizhundes.
Wir zahlen nicht nur unseren regelmäßigen Beitrag zuzüglich gelegentlicher Extraspenden an unseren örtlichen Tierschutzverein, sondern wir sind bereit, gewillt und in der Lage, in unseren künftigen Hospiz-Hund immens viel zu investieren: Geld, Zeit, Arbeit und ganz viel Herz. Wir finden, das ist genug.

 

1 - Warum ein Hospizhund?
2 - Russel - unser Hospizhund
3 - Russels neues Leben beginnt
4 - Von Tierärzten und Physiotherapeuten
5 - Noch mehr Training
6 - Es geht weiter
7 - Der Winter
8 - Sommer 2014
9 - Winter 2014/15